von Achim Schneyder
und Jürgen Preusser
Pastern - ein Lausbubenstreich? Ein altes Ritual als „Eignungstest“ für Fußballer, die in eine neue Mannschaft kommen?
Oder aber ein entarteter Brauch, der den Tatbestand der Nötigung erfüllt und schlichtweg als Quälerei und vorsätzliche Körperverletzung bezeichnet werden muss?
Zumindest in der Nachwuchs-Akademie des GAK ist das Ritual offensichtlich entglitten. Dort war es mehr als nur ein Eignungstest. Dort handelte es sich um Nötigung und Quälerei, wenngleich dieser Umstand weder den jungen Tätern, noch den noch jüngeren Opfern bewusst war.
Beim GAK wurde nicht nur das Gesäß des neuen Spielers mit einer brennenden Salbe oder mit Schuhpasta eingerieben, wie Generationen von Kickern ihre Neuankömmlinge im herkömmlichen Sinne „gepastert“ hatten. Nein, beim GAK-Nachwuchs kamen zumindest in zwei nachgewiesenen Fällen Klobesen zum Einsatz (siehe Interview mit einem Opfer), die mit Gels, Salben und Pasten präpariert in den Anus eingeführt wurden.
AUFKLÄRUNG Der Skandal flog auf, weil einer der Buben auf Drängen der Mutter über die unappetitlichen Vorgänge nicht länger schweigen wollte. Er berichtet überdies von einem Kollegen, der mit Darmverletzungen in ärztliche Behandlung musste.
Der Brauch selbst ist mit Sicherheit kein Problem des GAK allein. Ob es hingegen die Auswüchse dieses seltsamen Rituals sind, wird derzeit überprüft. Wolfgang Kohlfürst, administrativer Leiter der GAK-Akademie: „Angeblich ist das überall gang und gäbe. Also haben wir sofort den Nachwuchschef im ÖFB, Paul Gludowatz, informiert.“ Es müsse landesweit lückenlose Aufklärung betrieben werden.
Obwohl das „Pastern“ auch in ausgearteter Form ein geduldeter Brauch auf vermeintlich freiwilliger Basis zu sein scheint, sieht KURIER-Anwalt Stephan Ruggenthaler die rechtliche Situation wesentlich strenger: „In jedem Fall liegt der Tatbestand der Nötigung vor. Und - freiwillig hin oder her - im Falle einer Verletzung handelt es sich so oder so um vorsätzliche Körperverletzung.“
WEG ZUR GEWALT Psychotherapeutin Rotraud Perner, die bei dem Interview mit dem betroffenen Buben anwesend war: „Das sind gezielte Demütigungen, um Menschen zur Unterwerfung zu zwingen. Das Mitspielen, das Tolerieren der Opferrolle, ist auch eine der Wurzeln der stetig zunehmenden Gewalt in unserer Gesellschaft. Die Buben verstehen Gewalt als Spiel. Das Mitgefühl bleibt auf der Strecke. Das Unrechtsbewusstsein ist verschoben.“
Aufgrund der Enthüllungen des 15-jährigen Karl P. (siehe Interview) scheint es nicht ausgeschlossen, dass es auch bei anderen Klubs oder gar bei Landes- und Bundesauswahlen zu Übergriffen gekommen sein könnte.
Zumindest hegen auch GAK-Präsident Rudi Roth und Akademie-Leiter Wolfgang Kohlfürst diesen Verdacht.
Tatsache ist, dass die Klubführung des GAK als erste reagiert hat. Deswegen wurde Gludowatz auch umgehend in Kenntnis gesetzt und die Eltern aller direkt und indirekt betroffenen Kinder informiert.
Tatsache ist weiters, dass es sich beim „Pastern“ nicht um einen sexuellen Übergriff handelt, sondern um ein Ritual mit Tradition. In dieser entarteten Form aber sicher eines, das psychische (und physische) Schäden mit sich bringen kann.
Und hier beschreibt ein "Opfer" den genauen Vorgang des Pastern, welche Regeln es dabei gibt und welche Folgen dieses Ritual mit sich ziehen kann...
„Pastern, das ist wie eine Vergewaltigung“
EIN OPFER PACKT AUS
Karl P. (Name geändert), 15, und im GAK-Nachwuchs aktiv, brachte den Stein ins Rollen. Im Beisein seiner Mutter und der Psychotherapeutin Rotraud Perner („Was der Bub sagt, ist authentisch“) schilderte er seine Erlebnisse in der GAK-Fußball-Akademie.
Er selber wurde am 29. Juli zum „Opfer“.
KURIER: Das „Pastern“ ist ein gängiger Brauch?
KARL P.: Passieren tut es meist am Abend. Vor der Tür steht einer Schmiere, und dann kommt jeder Neue dran. Die Internatsleute, die also auch in die Schule gehen, während der Sportwoche, und die, die nicht ins Internat gehen, während des Trainingslagers.
Jeder, der dabei ist?
Jeder ab der U-15.
Das Einstandsticket?
Ja, so sieht das jeder.
Und was passiert, wenn man sich wehrt?
Das kannst du nicht, denn da stehen 15 Leute um dich. Wenn du dich wehrst, wird's nur ärger. Wennst dich nicht wehrst, geht's schneller. Dann dauert's zehn Sekunden. Wenn man sich wehrt, kommt Baucherlklatschen dazu. Mit Schlapfen. Die meisten wehren sich nicht.
Wie passiert „Pastern“?
Hose runter, und dann holen sie den Klobesen. Da kommt dann alles mögliche drauf: Schuhpasta, Haargel, Traumasalbe. Wenn du Glück hast nur Duschgel. Das kommt auf die Bürste und sie schieben es dir richtig in den Hintern rein.
Einfach so?
Ja. Gleich wenn einer kommt, wird ihm eingeredet: „Wir sind pastert worden, also werdet ihr auch gepastert.“ Die 85er-Jahrgänge pastern die 86er, die 87er die 88er, und so weiter. Es gibt Regeln: Zwei Jahre Ältere dürfen dich nicht pastern. Ein neues „Gesetz“ ist, dass du gepastert sein musst, bevor du selbst pasterst.
Wie oft kamst du dran?
Zwei Mal. Einer hat mich nach dem Mittagessen gepastert, weil die Lehrer essen länger. Und dann am 29. Juli im Internat. Und jeder will dabei sein. Volksbelustigung.
Was hast du dir gedacht, als du davon gehört hast?
Ich hab' mir gedacht, es ist ein Brauch. Weil der Trainer uns gesagt hat, dass er auch gepastert worden ist.
Wie denkst du jetzt, nachdem du selber drangekommen bist, darüber?
Zuerst hab' ich mir immer noch gedacht, dass das ganz normal ist. Dann hab' ich's der Mama erzählt, und die hat mir klar gemacht, dass das Vergewaltigung ist.
Hast du vorm ersten Mal Angst gehabt?
Ja, schon. Du sitzt im Zimmer, die Tür geht auf, du kannst nicht mehr wegrennen. Dann ist's zu spät.
Gibt's das nur beim GAK?
Es gibt eine steirische Auswahl, und da pastern sie auch. Die 86er und die 87er. Wennst Pech hast und auch im Nationalteam spielst, wirst in drei Teams gepastert.
Und Verletzungen?
Bei uns ist jetzt der erste 88er gepastert worden, und der hat Darmverletzungen davongetragen.
Interview:
Alexander Haide
Quelle: Kurier
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Bähh, pfui, typisch ÖSTERREICH eben...
SweetH
Jens Keller - FUßBALLGOTT: "In Frankfurt ist immer etwas los. Mir ist es lieber, für einen Verein zu spielen, bei dem es auch mal Theater gibt, als für einen Klub wie Unterhaching zu kicken, für den sich keine Sau interessiert."