Auf dem Weg zur Arena
KASSEL. Die Pläne für den Bau einer Multifunktionshalle in Kassel konkretisieren sich. Regionalmanager Holger Schach, der Erfurter Projektentwickler Karl-Heinz Reinhard (EFM Facility Management AG) und Architekt Thomas Frauenkron (Planungsbüro RSE) haben gestern zunächst dem Magistrat, dann in einem Pressegespräch den aktuellen Stand der Vorbereitungen für das Kasseler Großprojekt vorgestellt.
Beste Lage: Rund ums Auestadion sehen die Palner den günstigsten Standort für die geplante Nordhessen-Arena.
Danach ist die von der Kasseler Wirtschaftsförderungsgesellschaft in Auftrag gegebene Studie im Wesentlichen abgeschlossen. Mehr noch: Ein möglicher Betreiber der von den Planern so genannten Nordhessen-Arena ist ins Auge gefasst, eine Wirtschaftlichkeitsberechnung liegt vor.
Entscheidend für die Verwirklichung des Projekts sind jetzt diese Faktoren:
Der Verkauf der alten Eishockeyhalle samt Huskies-Lizenz durch Besitzer Simon Kimm. Er sagte gestern auf Anfrage: „Wenn wir gemeinsam den Fortbestand der Kassel Huskies sichern wollen, gebe ich dem Projekt gute Chancen.“ –
Die Bereitschaft der Stadt Kassel, das Projekt massiv zu unterstützen, zum Beispiel durch die Überlassung ihres Grundeigentums im Gebiet.
Und nicht zuletzt der Einstieg eines Investors in das Projekt sowie eines Betreibers, der als Mieter das Veranstaltungszentrum organisiert und mit Leben erfüllt.
Und dies ist die Vorzugsvariante: Das Zentrum besteht aus drei klar voneinander getrennten Teilen. Da ist zum einen die reine Veranstaltungshalle. Als Hauptnutzer gesetzt sind in ihr die Kassel Huskies. Sie würden zudem die alte Eissporthalle als Trainingshalle und für den Jugendsport weiter nutzen können.
Hinzu kämen mit internationalem Standard viele andere Nutzungen - vom Hallenfußball, Handball, Tennis und anderen Ballsportarten bis hin zu Boxkämpfen, Reitturnieren Tanzshows, TV-Übertragungen, Konzerten, Firmenveranstaltungen, Kongresse und Verkaufsbörsen könnten hier stattfinden. In der Halle sollen 8000 bis 10 000 Plätze eingerichtet werden.
Ein weiterer Teil des geplanten Multifunktionszentrums („Arena-Center“) soll als eigenständiger Gebäudeteil Verkaufsflächen, Wellnessbereich, anspruchsvolle Gastronomie, VIP- und Tagungsräume bieten.
Schließlich soll ein Hotelanbau das Ensemble ergänzen. Hier würde der Bau eines Bettenhauses genügen, da im Arena-Center die hotelüblichen Angebote bereitstehen. Projektentwickler Reinhard: „Wir stehen bereits mit zwei Hotelketten im Gespräch. Beide haben Interesse angemeldet.“ Das Engagement der Hoteliers könnte auch ein Namens-Sponsoring mit sich bringen, sodass aus dem Titel Nordhessen-Arena auch der Name einer Hotelkette vor dem Arena stehen könnte.
Die drei Teile des Projekts sollen sich ergänzen: Hotelbetrieb, Tagesgeschäft und abendliche Veranstaltungen könnten die Nordhessen-Arena zu einem pulsierenden neuen Zentrum in der Südstadt machen.
Vorausgesetzt, dass die Verhandlungen zwischen Simon Kimm und einem künftigen Investor, zwischen Stadt und Projektentwicklern sowie zwischen Investor und Betreiber erfolgreich verlaufen, könnte mit dem Bau schon bald begonnen werden. Der Zeitplan ist knapp: Von Politik und Hallen-Eigentümer Kimm ist möglicherweise schon in Kürze eine Entscheidung über Projektstopp oder Freigabe zu erwarten.
Dann könnte die Abstimmung zwischen Investor, Betreiber, Projektentwicklern, Stadtverwaltung und Planern erfolgen. Eine zügige planungsrechtliche Bearbeitung durch die Stadt sowie die rechtzeitige Feinplanung vorausgesetzt, könnte bereits im Mai 2004 ein Bauantrag vorliegen. Bauzeit: ein Jahr.
Der Vorzugsstandort
Als Vorzugsstandort der neuen Arena empfehlen die Planer die beiden westlichen Sportplätze in den Giesewiesen (siehe Grafik unten). Für die betroffenen Vereine soll unweit Ersatz gefunden werden. Die Nordhessen-Arena soll zusammen mit den vorhandenen Sport- und Veranstaltungsstätten das künftige nordhessische Multifunktionszentrum bilden.
Diese „Ereignisachse“ von Menzel- bis Damaschkestraße könne als weit gehend autofreier Boulevard herausgebildet werden. Die Neuanlage von Stellplätzen, heißt es in der Studie, sei weit gehend verzichtbar, weil im Umfeld der Halle 3800 öffentlich zugängliche Parkplätze vorhanden seien (Eissporthalle, Giesewiesen, Buga, Auedamm).
Für einen sensiblen Umgang mit der Karlsaue spreche die vom Park aus nicht einsehbare Höhe der Arena und ihre Lage abseits der Zentralachse durch die Aue.
Hintergrund: Das könnte der Betreiber sein
Als möglichen Betreiber der Nordhessen-Arena nennt Projektentwickler Karl-Heinz Reinhard (EFM) die Berliner Unternehmensgruppe GegenbauerBosse GmbH. Sie entwickelte sich von einem Berliner Gebäudereinigungsbetrieb zu einem bundesweit tätigen Unternehmen für Gebäudeverwaltung und so genanntes Facility Management (Betrieb von Einrichtungen).
Die Gruppe beschäftigt nach eigenen Angaben 12000 Mitarbeiter an 40 Standorten in Deutschland, so auch in Göttingen und Kassel. Seit Oktober 2001 ist die Salamander AG in Kornwestheim (Baden-Württemberg) mit einen Anteil von 77 Prozent Mehrheitsgesellschafter von GegenbauerBosse. Der Gesamtumsatz von GegenbauerBosse belief sich im Jahr 2002 auf 274 Millionen Euro.
Das Engagement in Kassel könnte von der Gegenbauer-Tochter Velomax Berlin Hallenbetriebs GmbH übernommen werden. Sie betreibt seit Mitte 1997 in der Hauptstadt die Berlin Arena und die Max-Schmeling-Halle. Auf Anfrage unserer Zeitung verweist eine Sprecherin von GegenbauerBosse auf EFM.
Hintergrund: Eine erste Kostenberechnung
Der Bau der Multifunktionshalle in Kassel kostet nach ersten Berechnungen von EFM 28 Millionen Euro. Darin enthalten sind nach Informationen unserer Zeitung neben den reinen Bau- und Baunebenkosten auch der Kaufpreis der bestehenden Eissporthalle sowie die Lizenz der Kassel Huskies. Der Betrieb der Halle soll ohne öffentliche Unterstützung funktionieren.
Mit im Kalkül: öffentliche Fördermittel in Höhe von 6,3 Millionen Euro, sei es von Kreis, Land, Bund oder Europäischer Union. Alles zusammengerechnet und auf einen Zeitraum von 20 Jahren übertragen, kommen die Planer von EFM auf eine Summe von jährlich 2,2 Millionen Euro, die die Halle einem Investor einbringen müsste, wenn er nur auf seine Kosten kommen will. Dies wäre dann auch die Summe, die der Betreiber der Halle mindestens einspielen müsste.
Aufseiten des Betreibers rechnet EFM mit jährlichen Einnahmen von 2,8 Millionen Euro. Diese Zahlen sind dem Vernehmen nach Vergleichszahlen anderer öffentlicher Arenen.
Quelle: http://www3.hna.de/index.php?page=kassel
Ich finde, das hört sich sehr gut an.
Nur das mit dem Baubeginn halte ich für übertrieben.
Huskiesfan