Nun ja, lange lag diese Kolumne ja brach. Es lag wohl daran, dass mir die Wörter im Hals stecken geblieben sind, anlässlich dessen, was sich in der zurückliegenden Saison so ereignet hat. Nun, da die Zeit des grauens etwas zurückliegt, befasse ich mich mal mit einem meiner Lieblingsthemen, den Medien, oder wie ich sie im Zusammenhang mit den Huskies nenne, „Die Zeitstehler“.
Zeit ist wichtig. Besonders wichtig ist sie für die Medien. Hier ein Beispiel: Da in der Altersgruppe 14 – 49 Jahre zunehmend im Internet gespielt wird, gehen die Werbekontakte im Fernsehen in dieser Zielgruppe zurück. Die werbetreibende Industrie reagiert darauf und wird zukünftig vermehrt in Onlinespielen werben. Medien brauchen unsere Zeit!
Keine Angst, ich will jetzt hier keine weltumspannende Medienkritik äußern. Ich bleibe hier im Lokalen, nämlich bei unserer HNA, dem HR und den Kassel Huskies. Wem aber seine Zeit zuschade ist, der sollte sie sich nicht stehlen lassen und an dieser Stelle lieber etwas anderes machen.
Anlass etwas zu schreiben war der Artikel in der HNA von Mittwoch zum Treffen mit den Fanclubs. Dies hat allerdings das Fass zum überlaufen gebracht. Es ist schon unglaublich, wie viel Zeit mir die HNA mit unsinnigen Artikeln um und über die Huskies gestohlen hat. Das beginnt mit der Berichterstattung über die Spiele. Das Thema hatten wir aber schon vor einiger Zeit. Montags ein Spielbericht über das Sonntagsspiel, Dienstags eine kurze Nachbereitung, Mittwoch in der Regel nichts zu den Huskies, Donnerstags ein Vorbericht (wenn wir Glück haben), Freitags noch mal das Selbe, Samstags ein Spielbericht vom Freitagsspiel. Klingt auf den ersten Blick nicht schlecht. Was die Quantität angeht. Die Qualität dieser Berichte ist allerdings weit entfernt von dem, was man von journalistisch guter Sportberichterstattung erwarten kann. Seltenst gibt es eine vernünftige Nachbereitung der Spieltage mit Interviews etc. Liegt wohl daran, dass so viele Ausländer in der Mannschaft spielen und die Interviews dementsprechend schwer fallen. Analysen finden nicht statt. Die Spiele werden im Telegrammstil (Minute X Konter, Minute Y Tor etc.) aufbereitet. Also, wer in der Halle war, weiß selbst, was dort passiert ist. Wer Radio gehört hat ebenfalls. Wer Videotext hat auch und wer über einen Internetzugang verfügt sowieso. Die Artikel kann man sich also sparen. Außer einem großen Bild, das häufig noch verkehrt ist bekommt man nichts. Mit dieser Form der Berichterstattung wird einem nur die Zeit gestohlen.
Wir können nur froh sein, dass die Sonntagszeit eingestellt worden ist, sonst würde uns diese Zeit auch noch gestohlen.
Selbst bei Auswärtsspielen ist man im Internet besser informiert, als mit der Berichterstattung am nächsten Tag. Man liest den Liveticker, ist im Forum oder im Chat und bekommt somit aktuelle Informationen aus erster Hand, nämlich von Leuten, die vor Ort sind. Und die sind meistens besser und weniger geschönt, als die Informationen am nächsten Tag in der HNA. Und man verbringt noch nette Abende mit Leuten im Chat.
Und wie lange macht die HNA dieses Spielchen? Viel zu lange!! Selbst als die meisten Fans schon ahnten, dass etwas im Busch ist, wird in der HNA immer noch der gleiche Trott der Berichterstattung vollzogen. Spielbericht, Analyse, die diesen Begriff eigentlich nicht verdient, und das wars. Keinerlei kritischen Tön. Warum denn auch. Mit Hofberichterstattung kommt man doch weiter. Finanziell auf jeden Fall. Die Reporter haben ihren Eintritt, was zu essen. Der Zeitungsbesitzer die Werbung. Kritische Töne könnten dieser Harmonie nur abträglich sein und so wird dem Leser immer schön die Zeit mit langweilige Berichten gestohlen. Spätestens als die HNA mit Werbung der Huskies pro Lewandowski zur Bürgermeisterwahl kommt, war dem letzten Leser klar, wo hier die Berichterstattung hingeht. Im übrigen auch, was den Hallenbau betrifft. Lewandowski hui, SPD pfui. Da wird sogar noch versucht einem nicht nur die Zeit zu stehlen, sondern auch noch in den Wahlkampf einzugreifen.
Selbst als abzusehen ist, dass es in Richtung Playdowns geht, werden in der HNA immer noch Leute zitiert, die von Playoffs reden. Und dies kommentarlos. Erst als das vierte Playdownspiel ansteht, fällt der HNA plötzlich ein, dass der Abstieg der Huskies evtl. eine besondere Konsequenz für die Region hat, dass es auch um Arbeitsplätze geht. Liebe Leute, da war es schon zu spät, um noch jemanden Wach zu rütteln. Viel früher hätte Druck auf das Management, den Besitzer und die Mannschaft gemacht werden müssen. Nämlich schon im November!
So, und was wird nach dem Abstieg gemacht? Über das Drama berichtet. Aber eine schonungslose Analyse bleibt aus. Das Interview mit Joe Gibbs ging in diesem Zusammenhang noch einigermaßen. Aber leider bleibt immer das Gefühl der Oberflächlichkeit.
Wie geht es weiter mit den Huskies. Dazu gab es dann auch ein Gespräch mit Trippke im Hessen Fernsehen. Und wen sehe ich da als Eishockeyfachmann aus Kassel? Gerald Schaumburg von der HNA. Mich hätte es bald aus dem Sessel gehauen. Was wollte der denn da? Wenn das unsere Fachleute aus Kassel sind, die das kasseler Eishockey in der Öffentlichkeit vertreten, dann prost Mahlzeit. Dementsprechend fiel das Gespräch auch aus. Unsinnige Forderungen und falsche Faktendarstellung. Prima! Danke HR und danke Herr Schaumburg. Mit diesem Gespräch hatte auch der HR mal wieder bewiesen, dass er uns Eishockeyfans mit seiner Berichterstattung nur die Zeit stiehlt. An Spieltagen wartet man auf Kurzberichte, die meistens schlecht geschnitten sind und in denen Fakten (Spielernamen, Aufstellungen etc.) falsch dargestellt werden. Begründung hierfür: Zeitmangel! Ja meine Güte, was macht ihr denn mit der Zeit, die ihr uns stehlt? Nehmt doch mal eine Anleihe bei der HNA, die hat genug davon.
So, und jetzt die Krönung des Ganzen. Da werden Fanclubvertreter zu einem Gespräch eingeladen, um mit ihnen die aktuelle Situation zu diskutieren und ein Meinungsbild einzufangen. Das scheint die ganz neue Masche zu sein bei dieser Zeitung (Ich weiß jetzt auch, warum das Wort „Zeit“ darin vorkommt). Während der Saison wird zunehmend in Internetforen abgeschrieben, weil den „Journalisten“ selber nichts mehr einzufallen scheint. Jetzt stehlen sie nicht nur Zeit, sondern auch noch Gedankengut. Zurück zum Treffen. Da nehmen sich eine Vielzahl von Fans die Zeit, um an einem solchen Gespräch teilzunehmen und dann kommt ein solcher Artikel in die HNA. Eine Frechheit! Das Gespräch wird im Artikel teilweise falsch und verkürzt wieder gegeben; und was noch schlimmer ist, im Kommentar zu alledem, werden die Fans auch noch als Träumer und dämliche, weltfremde Haubentaucher dargestellt, die doch glatt von 4.000 Zuschauern pro Heimspiel in der 2. Liga ausgehen und ansonsten auch nicht geblickt haben, wie wichtig DEL-Hockey für Kassel ist.
Ja sagt mal, habt ihr denn gar nicht gelernt ihr Fans?!? Da gibt es über Monate eine fundierte und analytische Berichterstattung über die Situation des kasseler Eishockeys und was macht ihr? Träumt einfach nur rum und habt den ernst der Lage nicht erkannt!
Schön, dass jetzt nicht mehr nur beim lesen der Zeitung Zeit gestohlen wird, sondern auch noch durch Treffen, die absolut keinen Sinn haben und die Fans lediglich ausnutzen.
Was bleibt uns übrig? Eigentlich nur die Flucht. Die Flucht ins Internet. Hier gibt es eine Vielzahl von Berichterstattern, die nach dem Spiel bereits qualifizierte Spielanalysen liefern, die sich kritisch mit dem Thema auseinandersetzen, die nur leider ihre Eintrittskarten selber bezahlen müssen und während und nach dem Spiel auch nicht kostenlos bewirtet werden. Aber daran sollten wir doch was ändern. Daher fordere ich freien Eintritt und freie Bewirtung für jeweils einen Berichterstatter der Fanclubs, die im Internet über die Huskies berichten.
Vielen Dank für Eure Zeit!
Ciao
Jake
PS: Wem noch was zu diesem Thema einfällt, der sollte die Zeitung zur Seite legen und sich die Zeit nehmen seine Gedanken hier zu äußern.