Inlinehockey: WM-Fazit von Bundestrainer Georg Holzmann

Nürnberg, 29. Juli


Georg Holzmann, Sie sind jetzt im vierten Jahr Trainer der Inline-Hockey-Nationalmannschaft. Das war bereits ihre dritte Weltmeisterschaft als Bundestrainer. Wie kam es eigentlich zu der Verbindung Inline-Hockey und Georg Holzmann?
Vor vier Jahren hat mich Eckard Schindler (DEB-Inlinebeauftragter) angerufen und gefragt, ob ich Lust dazu hätte. Ich hatte bis dahin keinerlei Erfahrung mit Inline-Hockey. Zu der Zeit haben auch meine Brüder noch mitgespielt, von daher hat es gut gepasst. 1998 in Anaheim war dann mein erstes WM-Turnier als Trainer.

Wie groß war der Arbeitsaufwand im Vorfeld und während einer solchen Weltmeisterschaft?

Eigentlich nicht so groß. Der Hauptteil meiner Arbeit ist die Woche des Turniers mit den vielen Spielen. Im Vorfeld hatte ich nicht so viel Zeit mir die Ligaspiele anzusehen. Die meiste Arbeit hat Ecki Schindler gemacht, er hat auch die Mannschaft weitestgehend zusammengestellt.

Deutschland ist schon zweimal knapp an einer Medaille gescheitert. Jetzt wurde mit dem Gewinn der Bronzemedaille das erklärte Ziel erreicht. Welchen Stellenwert hat dieses Ergebnis für Sie persönlich?

Einen sehr hohen Stellenwert. Ich kann mich gut erinnern, vor vier Jahren in Anaheim haben wir uns alle gefragt, ob es jemals möglich sein wird, dass wir eine Medaille gewinnen. Letztes Jahr in Ellenton war ich nicht dabei, aber ansonsten haben wir uns von Jahr zu Jahr gesteigert. Dass es jetzt geklappt hat, ist für alle eine tolle Sache. Die Medaille werde ich mir einrahmen lassen und gebührend aufhängen.

War die Mannschaft dieses Jahr besser besetzt als in den vergangenen Jahren?

Besser würde ich nicht sagen, aber sehr ausgeglichen. Wir hatten auch früher schon gute Mannschaften bei den WM-Turnieren. Einige Spieler haben diesmal verletzungsbedingt abgesagt, aber dennoch waren wir auf allen Positionen gut besetzt. Auch Marc Seliger war ein wichtiger Rückhalt für uns.

Welche Bedeutung hat dieses Resultat für den Inline-Hockey Sport in Deutschland?

Ich glaube, dass Viele unser Abschneiden registriert haben. Ich bin jetzt erst einen halben Tag wieder zu Hause, aber es haben mich schon einige Leute darauf angesprochen oder angerufen. Auch im Fernsehen habe ich Ausschnitte gesehen. Inline-Hockey wird in Zukunft sicher etwas mehr Aufmerksamkeit bekommen.

Während im Eishockey die Deutsche Nationalmannschaft schwer kämpfen muss, um unter die acht besten Nationen zu kommen, spielt die Inline-Hockey Nationalmannschaft ganz vorne mit. Was macht den Unterschied aus?

Der Hauptgrund dafür ist, dass die Vorraussetzungen für alle Länder gleich sind. Da die Sportart noch sehr jung ist, haben die Eishockey-Topnationen keinen Vorsprung vor uns. Im Inline-Hockey hat die schlechte Eishockey-Nachwuchsarbeit der letzten Jahren keine Auswirkungen. Alle Nationen haben vor sieben Jahren praktisch bei Null angefangen.

Wie groß ist der Spaßfaktor beim Inline-Hockey und speziell bei diesem WM-Turnier?

Inline-Hockey gilt in erster Linie als sogenannte Fun-Sportart. Und genau das ist wichtig, Inline-Hockey soll Spaß machen. Ich hatte von Anfang an ein sehr gutes Gefühl bei unserer Mannschaft. Alle waren mit Begeisterung dabei und hatten viel Spaß. Ich habe mich gestern mit einigen Spielern unterhalten und alle haben gesagt, dass sie auch nächstes Jahr wieder gerne mitmachen möchten. Ich denke das sagt alles.

Und wie heftig war die Feier nach dem Gewinn der Medaille?

Na ja....Also ich habe ein paar Stunden im Biergarten gesessen. Die Jungs waren zum Teil anschließend noch in der Disco.

Macht es Sinn die nächste Weltmeisterschaft wieder in Deutschland bzw. in Nürnberg stattfinden zu lassen?

Eigentlich schon. Die Halle und das Außengelände sind in Nürnberg großartig. Die ganze Organisation und alles drum herum war nahezu perfekt. Es wäre schön gewesen, wenn etwas mehr Zuschauer gekommen wären, aber trotzdem war die Stimmung gut. Es wird interessant sein, zu sehen was passiert, wenn wieder Nürnberg die WM veranstaltet. Man hat dann die Chance, das zu verbessern, was noch nicht so gut war. Ich bin mir sicher, dass rein von den Zuschauerzahlen betrachtet, nächstes Jahr eine Steigerung bringen wird.

Und wie kann man mehr Zuschauer in die Halle bringen?

Alle müssen an einem Strang ziehen und zusammen arbeiten. Ich glaube es hat an entsprechender Publicity und anderen Aktionen gefehlt. Ich war ein paar Mal in Nürnberg in der Stadt, dort hat fast niemand von der Weltmeisterschaft etwas gewusst. Es wissen auch noch nicht genügend Fans wie attraktiv Inline-Hockey überhaupt ist.

Ist Inline-Hockey im Sommer eine gute Vorbereitung für die Spieler auf die kommende Eishockey-Saison?

Meiner Meinung nach ist es ideal. Ich habe gestern mit einigen Spielern darüber diskutiert, die sind alle derselben Meinung, aber letztendlich muss das jeder für sich selbst entscheiden. Ich denke vor allem konditionell haben die Spieler einen großen Schritt nach vorne gemacht.

Wie geht es weiter mit der Verbindung Georg Holzmann und der Inline-Hockey Nationalmannschaft? Bleiben Sie Bundestrainer?

Wir werden es handhaben wie in der Vergangenheit. Nach dem Ende der Eishockey-Saison werde ich mich mit Ecki Schindler zusammen setzen und darüber reden. Wenn ich Zeit habe und es für mich machbar ist, komme ich gerne wieder und betreue die Mannschaft auch bei der nächsten Weltmeisterschaft.

Quelle: Hockeyweb.de

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