Am kommenden Wochenende ist es wieder soweit: In Nashville findet der alljährliche Draft statt, bei dem die 30 NHL-Teams die besten jungen Spieler unter sich aufteilen. Dieses Jahr steht das Ereignis unter ganz besonderen Vorzeichen. Zum einen ist die kommende Saison die letzte vor der erwarteten Spielpause durch den Streit zwischen Spielergewerkschaft und Liga um die Gehaltstarife, die es für die Saison 2004/05 neu auszuhandeln gilt. Jede Franchise hat eigene Pläne mit dieser ungewissen Situation umzugehen. Manch ein General Manager wird versuchen, durch Trades von teuren Spieler noch einmal um die Meisterschaft mitzuspielen. Andere werden vorsichtiger sein und versuchen, teure Spieler rasch noch abzugeben und auf die Jugend setzen. Zum anderen gilt der Draft-Jahrgang 2003 als der beste seit über einem Jahrzehnt. Bis hin in die dritte und vierte Runde wird den Youngstern überduchschnittliches Talent bescheinigt.

Die Florida Panthers genießen das Privileg des ersten Picks. General Manager Rick Dudley ist allerdings gar nicht so sehr erpicht darauf, dieses auch wahrzunehmen, sondern spekuliert - angesichts des ohnehin schon sehr jungen und talentierten Panther-Kaders darauf, das Draftrecht gegen fertige und noch hungrige Akteure mit ein paar Jahren NHL-Erfahrung einzutauschen. Die Interessenten dürften angesichts der Qualität der Spieler Schlange stehen. Vor allem Teams wie Pittsburgh, die New York Islanders sowie Boston, Carolina und Philadelphia gelten als Kandidaten, vor allem auch deswegen, da sie einen starken Torhüter für die Zukunft benötigen. Im Fokus ihres Interesses steht der Kanadier Marc-Andre Fleury, der in seiner Heimat als riesiges Goalie-Talent und zukünftiger Franchise-Player gilt. Vor allem während der U20-Weltmeisterschaft in Halifax spielt sich der Butterfly-Goalie in die Herzen der Fans der Ahornblätter.

Sollte es doch zu keinem Tausch des First Overall Picks kommen, wird Florida wohl einen Center draften, da mit Roberto Luongo bereits ein kommender Superstargoalie in den Reihen der Südstaatler steht. Eric Staal und Nathan Horton vom Central Scouting Bureau der NHL als zukunftsträchtigste Akteure auf dieser Position eingestuft sind hier die Favoriten. Beide verfügen über die typische nordamerikanische Physis. Während Staal jedoch mehr durch technische Versiertheit, Torgefährlichkeit und Einstellung besticht, ist das Spiel von Horton etwas mehr auf Körperkontakt angelegt.

Weitere Topkandidaten für eine sehr hohe Draftposition sind neben dem US-Boy Dustin Brown (Flügelstürmer) auch die europäischen Winger Nikolai Zherdev (Rußland), Milan Michalek (Tschechische Republik) und der Österreicher Thomas Vanek, der die letzten Jahre im Juniorenbereich Nordamerikas verbrachte und für die University of Minnesota beim Frozen Four-Finalturnier der College-Ligen zum MVP gewählt wurde. Zherdev ist ein enorm schneller und technisch versierter Spieler mit riesigem Offensivpotential und hat trotz mangelnder Größe mehr als nur eine Außenseiterchance, als Erster gezogen zu werden. Während Michalek Allroundfähigkeiten besitzt, ist Vanek ein sehr torgefährlicher und scheibensicherer Akteur, der aber leichte Schwächen in der Defensive hat.

Als Verteidiger werden Braydon Coburn, Dion Phaneuf und Ryan Suter, Neffe des 2002 zurückgetretenen NHL-Veteranen Gary Suter, hoch gehandelt.

Von den deutschen Youngstern haben lediglich Verteidiger Alexander Sulzer und Torhüter Patrick Ehelechner gute Aussichten gedraftet zu werden. Beide werden von den NHL-Experten unter die besten Spieler ihrer Position aus Europa eingestuft. Für Yannick Seidenberg, Kai Hospelt oder Christoph Ullmann bestehen allenfalls Außenseiterchancen. (J. Meyer)

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