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Es war eine Demonstration hoher Fußballkunst. Mit einem vollständig verdienten und hart erkämpften 2:1 Erfolg über die holländische Elf zieht Portugal zum ersten Mal in der Geschichte in ein Endspiel bei einem großen Turnier ein. Unser geliebtes Nachbarland, die Niederlande darf hingegen in die Wohnwagen steigen und die Heimreise antreten. Ronaldo und Figo tanzen Samba
Das anfängliche Sicherheitsdenken auf beiden Seiten wurde vor allen Dingen von den Iberern schnell vom Teller gewischt. Luis Figo - nach der Auswechslung im Viertelfinale gegen England noch mit angeschwollener Halsschlagader zu bewundern - erwischte seinen bisher stärksten EM-Auftritt. Angepeitscht vom laustarken und gut gelaunten Menschen auf den Tribünen zeigte der Halbstürmer von Real Madrid, welchen Wert er haben kann. Unermüdlich trieb der 31-jährige das Spiel seiner Mannschaft an, um mal als Vorbereiter, mal als Schütze den Kasten von Edwin van der Sar zu erobern.
Und die erste Gelegenheit bot sich bereits nach 8 gespielten Minuten. Von Cristiano Ronaldo auf den linken Flügel geschickt glänzte Figo mit einer schönen Flanke vor den holländischen Fünfmeterraum, wo wiederum Ronaldo nur knapp verpasste. Nach 25 Minuten schepperte es dann zum ersten Mal im Tor der Niederlande. Eine Ecke von Deco versetzte die komplette Hintermannschaft in kollektiven Dornröschenschlaf, so dass Prinz Ronaldo keine Mühe hatte, aus kurzer Distanz einzunicken. Wer geglaubt hatte, dieser "Hallo-Wach-Kuss" hätte bei der Advocaat-Truppe gewirkt, der sah sich arg getäuscht.
Und weiter geht der Sturmlauf...
Kritisch wurde es für die Gäste nochmal in den letzten Minuten vor dem Pausentee. Erst kam Pauleta nach einem herrlichen Konter aus 5 Metern frei zum Schuss. Doch van der Sar konnte in Manier eines Torstehers von Weltklasse das Leder abwehren. Und dann spazierte Luis Figo, König des Spielfeldes, durch die holländischen Reihen, um den Ball anschließend mal eben von der Strafraumkante gegen den Pfosten des gegnerischen Gebälks zu knallen. Wahnsinn!
Pauleta verzweifelte, Maniche erlöste
Nach der Pause blieb das Bild auf dem Rasen völlig unverändert. Dick Advocaat hatte zwar mit Knipser Roy Makaay eine zweite Spitze neben dem völlig indisponierten van Nistelrooy gebracht, doch das änderte nichts an dem pomadigen Spiel seiner "Elftal".
Die Uhr im Estádio José Alvalade zeigte die 53. Spielminute an, als Pauleta zum zweiten Mal an diesem Abend ein Privatduell mit Segelohr van der Sar hatte. Und diesmal konnte der lange Keeper noch nicht mal was für seinen erneuten Sieg im Duell mit dem portugiesischen Stürmer, denn der war der scheinbar der Meinung, man müsse seinem Schuss einfach aus dem Weg gehen und entschied sich, die Tormitte anzupeilen.
Dann Deco mit einer kurzen Ecke auf Maniche, Holland pennt erneut und Maniche versenkt die Kugel aus spitzem Winkel ins lange Eck. Dabei konnte er sich beim ihm freundlich gesinnten Innenpfosten bedanken. Bei den deutschen Fernsehzuschauern dürften bei diesem Tor Erinnerungen hochgekommen sein. Es war eine Kopie des entscheidenden 2:0-Treffers durch Andy Brehme bei WM-Achtelfinalspiel 1990 gegen... Holland. Herrlich!
Jorge Andrade im Pech
Sie sind wahrlich freundliche Gastgeber diese Portugiesen. 4 Minuten nach der Vorentscheidung brachte Verteidiger Jorge Andrade - bis dahin überragend - den Gast wieder heran. Mit einer unglücklichen Abwehraktion lupfte er den Ball über seinen völlig verdutzten Torwart Ricardo hinweg in die eigenen Maschen.
In der letzten halben Stunde zeigten sich die Niederländer zwar bemüht, doch vor allen Dingen die Spitzen blieben an diesem Abend erstaunlich stumpf. Und so brachte Portugal die enge 2:1-Führung relativ locker ins Ziel.
Ende gut - alles gut
Portugal ist fast dort angekommen, wo es hinwollte, auf das Siegertreppchen beim Endspiel dieser EURO 2004. Nach so vielen Kilometern haben sie bereits das Stadion des Lichts erreicht, jetzt sind es nur noch wenige Meter...
Für Holland und seine Ansprüche dürfte dieses Turnier allerdings eine herbe Enttäuschung gewesen sein, was die Mißerfolge des deutschen Teams einigermaßen erträglich macht.
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