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Dieses Thema hat 1 Antworten
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 DEL und unterklassige Ligen
Sprite Offline

Hall-Of-Fame-Member


Beiträge: 2.285

29.03.2005 11:20
Bandencheck: Die Hockeyweb-Kolumne von Alexander Brandt Antworten

Eishockey-Deutschland, 29. März

Mannomann, diese Play-offs sind so spannend, dass sie mich sogar schon bis in die Träume verfolgen! Ich träumte zum Beispiel, ich säße vor dem Fernseher, als Thomas Gottschalk folgende Wette vorlas: "Ken Sutton aus Ingolstadt wettet, dass er 50 verschiedene Strafbänke am Gesäßdruck erkennen kann."
Im Ernst: Dieses Viertelfinale ist für meinen Geschmack unangenehm oft mit dem Wort "Krankenhaus" in Verbindung gebracht worden. Ich kann mich auch nicht erinnern, dass ich in der DEL so oft angewidert das Gesicht verziehen musste, wenn ich mir Spiele ansah, wie in der vergangenen Woche. Zum Beispiel bei der Szene, als Francois Bouchard mit voller Wucht in Hamburgs Matthias Forster hineinsprang, statt einfach ganz normal an ihm vorbei zu skaten. Forster musste ins Krankenhaus, Bouchard durfte weiterspielen und später sogar noch das Siegtor schießen. Unglaublich! Für einen unbeabsichtigten Schuss über die Bande wäre Bouchard härter bestraft worden.

Tino Boos von den Kölner Haien bekam eine Spieldauer-Disziplinarstrafe, weil sein Schläger festgehalten wurde und er beim Versuch, sich loszureißen, den Gegner im Gesicht traf und ihn damit blutig schlug. Die Entscheidung ist okay, weil jeder Spieler für seinen Schläger verantwortlich ist. Wenn ich mit meinem Auto unabsichtlich jemanden anfahre (wer tut das schon absichtlich), habe ich ja auch schuld, weil ich für meinen Wagen verantwortlich bin. Dasselbe muss dann aber bitteschön beim Eishockey nicht nur für den Schläger, sondern auch für den Körper des Spielers gelten! Wer mutwillig einen Gegner so hart attackiert, dass der dabei seine Gesundheit einbüßt, der gehört nicht auf die Strafbank, sondern in die Kabine. Michael Bresagk rammte beim Spiel am Montag seinem an der Bande stehenden Gegenspieler von hinten den Arm gegen den Kopf und bekam dafür nur 2+10 Minuten. Das darf doch wohl nicht wahr sein, die 10 Minuten tun dem Team nicht weh und ansonsten wird ein gefährlicher Angriff gegen den Kopf nicht härter bestraft als ein Haken oder Beinstellen?

Und damit kommen wir zum Fall Eric Cole. Die Aktion von Cole gegen Rekis ist mittlerweile überall bekannt und die Beurteilungen gehen von "war nicht mal ein Foul" bis zu "war das brutalste, was ich je gesehen habe". Cole checkte Rekis aus vollem Lauf mit dem Körper. Die Eisbären bestreiten vehement, ihr Spieler habe mit der Aktion, die Augsburgs Verteidiger ins Krankenhaus beförderte, überhaupt einen Regelbruch begannen. Wobei eines klar ist: Wäre die Aktion umgekehrt erfolgt, würden dieselben Leute jetzt eine lebenslange Sperre für den Übeltäter fordern, so ist das eben in diesem Business. Wes´ Brot ich ess´, des´ Lied ich sing. Vereinsbrillen verursachen eher Kurzsichtigkeit als Durchblick.
Zur besagten Szene zitiere ich einen neutralen Beobachter, der sich maßlos über die Szene und die Berliner Reaktionen aufgeregt hat: "Der hat dem Rekis fast das Genick aus der Halle gecheckt und das soll kein Foul sein? Die Spieler müssen geschützt werden und da müssen die Schiedsrichter eingreifen, oder wollen wir erst warten, bis einer draufgeht?"

Als Musterbeispiel für brutale, aber regelgerechte Checks wird immer der Fall "Scott Stevens vs. Eric Lindros" herangezogen. Stevens rammte Lindros in vollem Lauf die Schulter unter das Kinn. Lindros trug eine Gehirnerschütterung davon und konnte monatelang nicht spielen. Stevens erhielt nicht einmal 2 Minuten, weil er den Schläger unten gelassen hatte. "Clean Hit" nennen das die Amis. Nun sind wir Gott sei Dank nicht in der NHL, bei uns gibt es keine Schlägereien, keine Lockouts und bitte auch keine "Clean Hits", die andere Spieler die Gesundheit kosten. Was soll bitte sauber an einer Aktion sein, die den Gegner ins Krankenhaus befördert oder eine schwere Verletzung zumindest billigend in Kauf nimmt? Wenn die Regeln dort so was nicht abdecken, dann ist der Check noch lange nicht fair, sondern dann sind die Regeln ungenügend. Die NHL ist als Vorbild schon lange nicht mehr tauglich.

Einige Schlaumeier meinen sogar, wenn man so einen Check wie den von Cole bestrafe, könne man gleich körperlos spielen lassen. Da rollen sich einem normal denkenden Menschen glatt die Fußnägel auf, denn umgekehrt wird ein Schuh draus: Wenn man Attacken gegen den Kopf durchgehen lässt, kann man gleich ganz ohne Regeln spielen. Das wäre dann eine Sportart, die ich mir nicht anschauen möchte, ich bin nämlich Eishockeyfan. Noch zurückgebliebener ist das "Argument", man könne Spieler ja auch mit Haken und Stockschlagen schwer verletzten und das werde ja auch nicht so hart verfolgt, also solle man Attacken gegen den Kopf weniger hart bestrafen. Die einzig mögliche Schlussfolgerung daraus muss doch sein, dass durch derartige Fouls verursachte Verletzungen dann eben genauso hart bestraft werden müssen wie Angriffe gegen den Kopf. Oder würden solche Leute genauso argumentieren, wenn jemand einen Passanten mit dem Auto überfährt und Freispruch fordert, weil Menschen ja auch durch Fahrräder verletzt werden und die Strafen dann geringer seien? Oder auf den Fall Cole bezogen: Wird ein Autofahrer dadurch unschuldig, dass er einen Passanten nur mit dem Kotflügel umgefahren hat, aber nicht mit der Stoßstange? Und der Passant soll dann auch noch schuld haben, weil er nicht auf das Auto achtete? Die DEL sieht das wohl ähnlich und hat Cole für sechs Spiele gesperrt, damit ist das Thema hoffentlich erledigt.

Ich hätte mir bei der Übertragung des besagten Spiels zwischen Augsburg und den Eisbären auf Premiere übrigens einen anderen Experten zur Analyse der fraglichen Szene gewünscht als Klaus Merk. Nicht, weil es ihm an Kompetenz mangelt, sondern wegen seines offensichtlichen Interessenkonfliktes. Schließlich hat sich Merk erst am 16. März im Berliner Kurier als Eisbären-Fan geoutet, zumal er noch für diesen Verein tätig sei. Muss man ihn dann unnötig mit der Aufgabe belasten, sich womöglich mit kritischen Analysen bei seinem Lieblingsverein und Partner unbeliebt zu machen?

So, nun aber zum aktuellen Geschehen: Das Viertelfinale geht in die entscheidenden Spiele und meine neunmalklugen Prognosen sind bisher eingetroffen bzw. noch möglich! Wobei ich gerne bereit bin, Asche über mein Haupt zu streuen, wenn es um die Hamburg Freezers geht. Die haben sich großartig geschlagen (teilweise im doppelten Sinne des Wortes) und boten Frankfurt einen ganz engen Kampf. Respekt, Ihr Hamburger! Ich entschuldige mich und werde bei Gelegenheit zu Nordsee gehen und ein Fischbrötchen auf Euer Wohl essen! Die Meisterschaft ist für mich übrigens gelaufen: Mannheim schlägt im Finale die Eisbären und in fünf Jahren werden die Mannheimer Fans sagen: "Ach damals, 2005... das war noch eine Truppe mit Charakter, anders als diese Söldner heute!" Gruß vom Kopfchecker Alexander Brandt

http://www.hockeyweb.de



Magro Offline

Hall-Of-Fame-Member


Beiträge: 5.251

29.03.2005 13:00
#2 RE:Bandencheck: Die Hockeyweb-Kolumne von Alexander Brandt Antworten

Also so ganz kann ich ihm diesmal nicht folgen. Seine Argumentation ist schön und gut, wenn der Check absolut unnötig ist (d.h. wenn der Spieler kein bißchen im Spielgeschehen gewesen wäre). Das war er aber nicht... Allerdings fordert er(Brandt) doch indirekt auf jetzt jeden Check zu bestrafen da immer ein Verletzungsrisiko besteht. Um auf seine Auto-Argumentation zurück zukommen, heißt das nichts anderes das man am Besten kein Auto mehr fährt, da immer was passieren kann. Genauso müßte man nach seiner Überlegung die Formel1 abschaffen oder gleich jede Risiko-Sportart...
Genauso verstehe ich nicht seine Meinung bei der Tino Boos Sache. Soll jetzt der gefoulte Spieler bestraft werden, bloß weil der Foulende sich beim Foul quasi selber verletzt?
Also den Artikel finde ich absolut undurchdacht.

Magro



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