Eishockey-Deutschland, 4. April

Die Reihen lichten sich, nur noch vier Teams sind in der DEL weiterhin beschäftigt und der Rest plant munter für die kommende Saison. Welche Spieler soll man halten, soll man den Trainer feuern oder nicht? Wer grundsätzlich mit Verträgen über eine Saison arbeitet, ist fein raus, er kann flexibel auf die Saisonleistungen reagieren. Wer aber seine Angestellten mit Rentenverträgen ausstattet, hat ein Problem: Schmeißt man den Trainer und einige Spieler raus und riskiert teure Abfindungen, oder wartet man noch ein Jahr und hofft, dass es nicht allzu schlimm wird? Ich habe mir erklären lassen, dass die DEL-Manager zur Kalkulation ihrer Personalentscheidungen eine Zauberformel benutzen:

X < Y = Arschtritt
X > Y = Stay and pray

Hier die wissenschaftliche Erläuterung: Wenn ich einen Trainer habe, der noch einen Vertrag für ein weiteres Jahr in der Tasche hat, aber zweimal hintereinander im Viertelfinale rausgeflogen ist oder sich gar nicht erst qualifiziert hat (fiktives Beispiel, Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Personen wären rein zufällig), will ich ihn eigentlich rauswerfen. Frage ist nur, ob ich es mir leisten kann, denn im schlimmsten Fall muss ich ihm das ganze Jahresgehalt zahlen. Andererseits spare ich auch Geld, weil mir die Dauerkartenkunden und Sponsoren erhalten bleiben, die ansonsten mangels sportlicher Perspektive die Flucht ergreifen würden. Wenn mein Trainer im Jahr 200.000 Euro kassiert und ich im vergangenen Jahr nach dem ersten Aus rund 500 Dauerkartenkunden verloren habe, kann ich leicht ausrechnen, dass sich der Rauswurf rentiert, wenn ich keine weiteren 500 Dauerkarteninhaber verliere. Wenn man im Schnitt 500 Euro pro Saison-Ticket ansetzt, landet man bei 250.000 Euro. Ungefähr, denn die 500 Karten sind ja nur eine geschätzte Größe. Man sieht also, die Abfindung für den Trainer holt man Pi mal Daumen wieder rein, also ab in die Wüste mit dem Knaben. So erklärt sich obige Formel – X steht für die Abfindung, Y für die kalkulierte Schadensbegrenzung. Wenn die Summe der Abfindung kleiner ist als die Schadensbegrenzung, Arschtritt. Ist sie allerdings höher, weil der Trainer ein völlig unrealistisch hohes Gehalt bezieht, kann man nur so weitermachen wie bisher und beten, dass ein Wunder geschieht. Stay and pray! Hier handelt es sich quasi um die "Relativitätstheorie der DEL-Manager".

Für die Fans gibt es natürlich noch andere Kriterien als Trainer oder Mannschaft für den Kauf einer Dauerkarte: Gehen die Kumpels noch hin, oder gründen sie gerade eine Familie? Wer Kinder bekommt, verschwindet bekanntlich für alle Zeiten vom Antlitz dieser Erde. Wird das Bier teurer? Darf man Fahnen mit in die Halle nehmen? Wie sehen die neuen Trikots aus? Eishockey spielt für die Fans keine so große Rolle, ist je eh nur das Rahmenprogramm wenn man in die Halle geht, um sich selbst zu feiern.

Während wir uns um Luxusproblemchen wie Meisterschaft oder wer- wen- wie- gescheckt- oder- gefoult- hat kümmern, spielten sich in den Abstiegsspielen wahre Dramen ab. Für Kassel und Wolfsburg hing mehr als der Klassenerhalt an dieser Serie, Wolfsburg machte sogar klar, dass im Falle einer Niederlage die Lichter ausgehen würden. Wolfsburgs Geschäftsführer Lorenz soll zwischenzeitlich so fertig gewesen sein, dass die Cheerleader ihn trösten mussten. Den Trick werde ich mir merken! "Komm, weine dich an unserer Brust aus!" Naja, wenn´s sein muss...

Aber mal im Ernst: Was ist das für ein Gefühl, zu einem Spiel zu gehen und zu wissen – wenn heute verloren wird, ist nicht die Saison sondern alles vorbei, dann war´s das mit Eishockey in meiner Stadt. Ist die Meisterschaft oder das Ausscheiden in den Play-offs nicht relativ unwichtig im Vergleich zu den Abstiegsspielen? Noch sind die Spekulationen über einen Abstieg der Wolfsburger am Grünen Tisch nicht verstummt. Sollten sie keine Lizenz bekommen, hätten wir in der kommenden DEL-Saison ein Team aus Hessen, das sportlich abgestiegen ist und neu angreift. Kommt mir doch irgendwie bekannt vor...

Die Fans der ausgeschiedenen Vereine suchen derweil nach Ersatzbefriedigungen und strömen immer öfter zum Football, denn die NFL Europe hat seit Samstag wieder ihren Spielbetrieb aufgenommen. Da gibt es große Jungs, die Helme tragen und sich gegenseitig umrennen. Das kennt der Eishockeyfan, da steht er drauf. Hockeyweb lässt die Eishockeyfans natürlich nicht alleine, links auf dieser Seite befindet sich nicht nur der Button für alle "Bandencheck" – Folgen, sondern darunter auch *scrollscroll* einer für Football. Der führt direkt zu unserer Website "Footballweb.de" und informiert über das aktuelle Geschehen in der NFL Europe und darüber hinaus! Einen Bandencheck wird es dort aber nicht geben. Schon mal ´ne Bande beim Football gesehen???
Gruß vom bei Cheerleadern Trost suchenden Alexander Brandt

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