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Stéphane Richer sucht Tore Vikingstads Doppelgänger
EISHOCKEY: Ehemaliger Trainer der Adler Mannheim ist bei der WM in Riga viel unterwegs und zieht nach der Vorrunde Bilanz
Aus Riga berichtet unser Redaktionsmitglied Christian Rotter
Es vergeht kaum eine Minute, in der Stéphane Richers Handy nicht klingelt. Der Ex-Coach der Adler Mannheim, der jetzt die Kassel Huskies trainiert, ist bei der Eishockey-WM im lettischen Riga ein gefragter Gesprächspartner. Mal meldet sich Kollege Pierre Pagé vom deutschen Meister Eisbären Berlin, dann verabredet sich Spielerberater Klaus Hille mit der Adler-Ikone, und am Wochenende steht ein Trainer-Symposium an. In Rigas Altstadt zieht Richer seine WM-Vorrundenbilanz.
Herr Richer, wer ist nach dem Ende der Vorrunde Ihr WM-Favorit?
STEPHANE RICHER (lacht): Als Kanadier gibt es für mich natürlich nur eine Antwort: Kanada. Ich habe mir den 2:1-Sieg der Ahornblätter gegen die USA angesehen und bin von meinen Landsleuten überzeugt. Ich weiß, dass die Jungs zulegen, wenn es in die K.o.-Runde geht.
Welcher Spieler hat dem Turnier bis jetzt seinen Stempel aufgedrückt?
RICHER: Da habe ich das gleiche Problem
wie viele Experten in Nordamerika, die sich fragen, wer der beste NHL-Rookie der Saison war: Kanadas Sidney Crosby oder der Russe Alexander Ovechkin? Beide spielen Eishockey von einem anderen Stern und sind in der NHL Dollar-Millionäre.
Bei Ihrer Suche nach Neuzugängen für die Huskies müssen sie woanders suchen. Haben Sie einen Kandidaten gefunden?
RICHER: Es sind einige slowakische Nationalspieler auf dem Markt, die ich mir anschaue. Auch den einen oder anderen Norweger könnte ich mir in Kassel gut vorstellen, weil sie finanzierbar sind. Vielleicht finde ich ja den zweiten Tore Vikingstad.
Wie schätzen Sie das WM-Niveau ein?
RICHER: Verglichen mit Olympia in Turin und der WM 2005 in Wien ist das Niveau gesunken. Das ist kein Wunder, weil bei beiden Turnieren alle NHL-Cracks mitgemischt haben. Aber auch in Riga sehen die Fans Eishockey mit viel Tempo.
Trägt dazu auch das neue Regelwerk bei?
RICHER: Ja, flinke Spieler haben große Vorteile. Man kann fast von einer Revolution sprechen. Vor einem Jahr wäre ein Micki DuPont von den Eisbären Berlin kein Kandidat für das Team Kanada gewesen. Jetzt hat er sich sogar gegen namhaftere
Konkurrenz durchgesetzt, wie auch seine Kollegen Derreck Walser und Denis Pederson bald in der NHL aufzulaufen.
Wo würde das deutsche Team landen, wenn es in Riga dabei wäre?
RICHER: Deutschland ist mit Sicherheit stärker als Dänemark, Italien, Norwegen oder Kasachstan. Auch weil Bundestrainer Uwe Krupp bei der B-WM in Amiens erfolgreich auf die Jugend gesetzt hat, traue ich den Deutschen in Zukunft einiges zu.
Noch steht nicht fest, ob Kassel nächste Saison in der zweiten Liga spielt oder trotz des sportlichen Abstiegs weiter in der DEL. Was ist der neueste Stand?
RICHER: Ich habe von vielen Seiten gehört, dass Aufsteiger Straubing seine Lizenzauflagen nicht erfüllen kann. Genauso viele Stimmen sagen, dass es die Bayern packen. Für die Spielerverpflichtung ist das keine leichte Situation, weil ich nicht weiß, für welche Liga ich eine Verstärkung suche. Na ja, wenigstens bin ich in Riga. Mein Nürnberger Kollege Benoit Laporte, mit dem ich zusammen fliegen wollte, hatte weniger Glück. Da sein Reisepass nur noch bis Ende Juli gültig ist, musste ich ihn auf dem Düsseldorfer Flughafen zurück lassen.
© Mannheimer Morgen - 11.05.2006
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