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Genauso schlimm wie die Einführung der geschlossenen Gesellschaft war die Freigabe der Ausländerstellen nach dem Bosmann-Urteil im Jahr 1995. Man hat nie konsequent genug versucht diese fatale Entwicklung zurückzudrehen. Auch heute noch ist die Liga überfremdet. Die Macher der DEL verstehen nicht, dass die breite Sportöffentlichkeit deutsche Spieler haben möchte, mit denen man sich identifizieren kann, ganz so wie beim Biathlon oder Handball. Das sture Beharren auf der Ausländerflut in den Teams und eine nur zaghafte Rückstufung auf zehn Ausländer in der nächsten Saison ist tödlich für den deutschen Eishockeysport. Aber die Weigerung endlich Nägel mit köpfen zu machen und auf fünf Ausländerstellen zu reduzieren, zeigt wie wenig der DEL-Verantwortlichen vom Wesen und der Seele des deutschen Sportpublikums verstehen.
Allein dieser Absatz reicht aus, um die Polemik in dem Artikel rauszukehren. Ich teile Herrn Kirchs Ansichten nicht. Zumindest nicht ganz. Vielleicht sollte man die Medienpräsenz vor der Einführung der DEL mal genauer beleuchten. Das macht Herr Kirch nämlich auch nicht. Ich kann mich gut an meine Anfangszeit im Eishockey erinnern, wo ich gerne so viel wie möglich gesehen hätte vom Pucksport. Was gab es? Die Zusammenfassung eines Spiels in der Sportschau, im aktuellen Sport-Studio gab es (mit viel Glück) eine Zusammenfassung im Kurz-Sport und das wars Lars. Einzig die Live-Übertragungen bei Sat 1 waren damals ein Highlight. Aber auch da wäre es nur polemisch, würde man da von einer flächendeckenden Übertragung sprechen. Zu der Zeit (um 1990-1993 rum) hatte noch nicht jeder Haushalt eine Möglichkeit zum Empfang von DVB-S odes oder DVB-C. Die Zeitungen aus der Zeit kann ich nicht beurteilen, dazu hab ich damals zu wenig überregional gelesen. Lassen wir das also mal dahingestellt.
Ich teile seine Auffassung zwar, das die ewige Auf- und Abstiegsdiskussion wenig förderlich ist, aber wenn ich seine jämmerlichen Vergleiche mal auseinander nehmen darf:
"Zuviele Ausländer"
Ja, weiß Gott ist die Bundesliga seit Jahren ungebremst in ihrer Zuschauergunst und das wo dort ganze Mannschaften neben dem Wochenende in der Bundesliga locker noch nen Heimspiel auf dem Balkan austragen könnten, die Namen würden jedenfalls passen. Und selbst wenn man die Bundesliga nicht als Maßstab nehmen sollte, wie ist es denn im Handball? Kein Kommentar.
"Handball-Nationalmannschaft"
Was bitte hat denn die Handballnationalmannschaft mit dem WM-Titel erreicht? Handball findet wie Eishockey nur regional statt. Die Meldungen im Fernsehen sind nur auf darauf zurückzuführen, das deutsche Mannschaften auch international erfolgreich sein können mit ihren zusammengekauften Länderauswahlmannschaften. Dabei muss man dann eben auch sehen, das nirgends soviel Geld mobilisiert werden kann, wie in Deutschland, um die Spitzenkräfte auch zu bezahlen, Frankreich und Spanien mal ausgenommen. Im Eishockey reicht es eben nicht im Vergleich mit den Ländern, die auch eine bessere Infrastruktur zur Verfügung haben, die nunmal eine große Rolle spielt. Handball, Fussball, Basketball oder sonstwas kann man in jeder besseren Mehrzweckhalle spielen, Eishockey eben nicht. Schon mal drüber nachgedacht, das sich so eben auch keine Spitzenkräfte en masse züchten lassen? Hat er sicher nicht.
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5. Unterstützung der bundesweiten Jugendarbeit bei kleinen Vereinen durch einen Fond
*argh* Einfach mal recherchieren, dann stößt man auch auf den Reindl-Pool.
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6. Nachhaltige Forderung auf zwei oder drei gesetzte Teams in der Champions-League.
Nachhaltige Forderung? Wie gehtn das? Der Weltverband legt fest, das dies vom Abschneiden der Nationalmannschaft abhängig ist. Aber fordern wir mal nachhaltig...
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1. Reduzierung der Ausländerstellen auf fünf. Ein ausländischer Torwart besetzt dabei zwei Stellen. Wer sagt dies geht nicht irrt, er will nur nicht.
2. Einführung von Auf- und Abstieg mit zwei direkten Auf- und Absteigern.
Das sind die einzigen zwei Punkte, die ich mit dem Polemiker teilen möchte, wobei der erste Punkt auch firlefanz ist. Wir haben kein Torwart-Problem in der DEL. Gute Goalies setzen sich durch, Beispiele gibt es genug. Da muss der Kamerad nur die Augen aufmachen.
Bei diesem ganzen Quatsch könnte ich einen zuviel kriegen. Ich würde mir mal wünschen, das wir nicht wieder mehr Turnvater Jahns kriegen, sondern Journalisten, die a) recherchieren und b) auch was anderes als schlechte Nachrichten schreiben können. Was die DEL braucht ist mehr innere Ruhe und Abstimmung. Untereinander wird zu schlecht kommuniziert, wodurch immer diese komischen Geschichten entstehen und Nachrichten rauskommen, die so garnicht an die Öffentlichkeit kommen dürften. Das Verhältnis der Presse zu den agierenden ist zu eng und wird dadurch oft zum Stolperstein, so die öffentlich ausgetragene Diskussion um den Aufstieg. Sowas muss abgemacht werden, untereinander verzurrt werden und dann erst öffentlich gemacht werden. So hat jeder wieder seinen Heino bei der Presse, der wieder mehr weiß und das ganze kommt so rüber wie ein fauler Kompromiss. Wie so oft halt.
Ich will es mal zusammenfassend sagen, das sich die DEL zu schlecht verkauft. Nicht umsonst kopiert auch der Fussball einiges, was die DEL/DEB vorlebt und spätestens, wenn in ein paar Jahren wieder mal der Fernsehvertrag ausläuft und alle klagen, das kein Geld da ist um international mitzuhalten, wird die Einführung von Ausländerkontingenten laut. Im Fussball wird die gleiche Entwicklung kommen wie im Eishockey, es kommt nur langsamer, weil da mehr Kohle vorhanden ist.
Vorreiter war die DEL mit der Einführung der Gesellschaften, die den Spielbetrieb austragen. Da ist der Fussball erst wesentlich später drauf eingestiegen und mittlerweile wird das durchgezogen bis in die dritte Liga. Man sollte sich davon verabschieden, das "Vereine" um Meisterschaften kämpfen. Nur Nostalgiker halten noch an dem Bild fest, das seit Jahren in keiner deutschen Profisportart mehr existiert.
"Biathlon und Bob flimmern jeden Samstag über den Bildschirm"
Ja klar, weil wir da Sportler haben, die die Internationale Spitze darstellen. Es sind Sportarten, wo Einzelsportler den Unterschied ausmachen. Selbst im Biathlon, wo vier Läufer eine Mannschaft bilden, sollte es ausreichen, eben diese vier Spitzenkräfte zusammenzubringen.
Und ich möchte mal anmerken, das es eine Menge anderer Sportarten gibt, die mal eine ähnliche Präsenz hatten: Tennis, Reiten, Slalom-Abfahrt-und-ski-Alpin-Gedöns, Skispringen, Motorrad-GPs, etc. etc. etc.
Sowas flimmert immer nur dann durchs Fernsehen, solange da ein deutscher auch nur irgendwie Erfolg hat. Sobald das mal abreißt, siehe Tennis, darbt der ganze Sport dahin. Ein für unsere Verhältnisse toller achter Platz bei einer WM läßt sich dem Publikum eben nur schwer als Highlight oder Spitzenplatz verkaufen. Wir stehen derzeit (wieder) mit unserer Nationalmannschaft an einem Punkt, wo mehr nicht mehr geht, was aber auch der Infrastruktur zu schulden ist, der aber auch zum besten gehört, was wir seit zwanzig Jahren erreichen konnten und können. Wir sind keine Weltmeister, nichtmal eine Mannschaft, die die Top-Vier erreichen kann. Mit viel viel Glück ist sowas mal drin. Ein Halbfinale. Aber sowas kann der Sportreporter von heute eben, wie gesagt, nicht mehr als Top-Platz verkaufen. Gut, er kann es auch nicht mehr verkaufen, weil die Gesellschaft eine andere ist. Wir wollen uns eben nicht mehr damit zufrieden gegen, auch mal in irgendwas auch nur zweiter zu sein. Exportweltmeister, Fussballweltmeister (irgendwann mal), Handballweltmeister, Europapokalsieger, Doppelweltmeister im Einzel...
Damit identifiziert sich der Deutsche nunmal leichter als mit "toll, wir sind wieder achter geworden. Vielleicht werden wir nächstes Jahr ja mal siebter." Für sowas sentimentales oder nennen wir es Kleintümelei ist eben kein Platz mehr im Turbokapitalismus. Gut, ich schweife aus, aber es sind eine Menge Faktoren, die da zusammenkommen und nicht, wie uns Herr Kirch hier verkaufen möchte, dieser polemische Quatsch. Sicher tragen viele kleine Dummheiten einzelner Funktionäre zu einer Verdrossenheit der Zuschauer bei, aber das ist nicht das Problem. Das mag Herr Kirch nur nicht sehen.
Ich könnte so weiter machen, aber gleich ist mein Akku leer.
Also falls Du das liest, Herr Kirch, einfach mal etwas mehr nachdenken, bevor Du wieder eine oberflächliche Kolumne schreibst.