Ein Ende mit Schrecken - Adler und de Raaf trennen sich
Mannheim, 29. November
Adler MannheimJetzt hat es ihn also erwischt: Helmut de Raaf musste seinen Chefsessel räumen bei den Mannheimer Adlern. Sessel ist in diesem Falle sicherlich das falsche Wort, es war eher ein Schleudersitz. Das Ende kam schnell und es erwischte viele kalt, die an diesen Coach glauben. Er ist einer der Genialsten und Genauesten, er versteht sein Fach und er nimmt es ernst. De Raaf glaubt daran, dass man Eishockey auch ansehnlich spielen kann, dass die Fans ein Recht haben auf guten Sport. Der Sprung von den Jungadlern, mit denen er drei Meisterschaften einfuhr, die er großartig prägte, zu den Profis war ein Sprung ins kalte Wasser. Er fand eine Mannschaft vor, die er sich nur an einzelnen Positionen ausgesucht hatte, er wurde konfrontiert mit vermeintlichen Stars, die von der Organisation Adler alles nachgetragen bekommen, vom Dienstwagen über die Wohnungseinrichtung bis hin zum Toilettenpapier. Nicht alle, aber viele sahen gar nicht ein, warum sie nun auf einmal ackern sollten wie der neue Coach es wollte, warum sie ein anstrengendes System spielen sollten wenn es doch einfacher ginge. Wohlgemerkt, diese Informationen kommen aus der Kabine direkt, sie sind keine Mutmaßungen. Eigene Kollegen sagen, dass zu viele der Cracks unglaublich verwöhnt seien.
Ein Helmut de Raaf, auch das kommt von Spielern, war zu fair, zu anständig. Hätte er sich benommen wie manche andere, hätte ohne Rücksicht auf Verluste losgepoltert und die Spieler getreten, vielleicht hätten sie ihm die Füße geküsst. So ein Mensch aber ist Helmut de Raaf nicht. Und genau das zeichnet ihn aus. Er hat Stil, Bildung, Intelligenz und er ist anständig. Schade, dass es zu viele Menschen gibt, die mit diesen Eigenschaften nicht umgehen können, weil sie sie nicht in diesem Maße besitzen. Ein Helmut de Raaf hätte es verdient aufbauen zu können mit Spielern, die er sich ausgesucht hätte. Aber das ging im erfolgsverwöhnten Mannheim nicht. Hier geht es darum, zum Ende der Zeit im Friedrichspark und zu Beginn der neuen Aera in der Arena Siege einzufahren, mehr nicht. Darunter leiden dann letztendlich alle, das Management, das sich nicht erlauben kann, einen guten Mann zu halten, weil der Druck von außen zu groß wird, die Eishockey-Kultur, aber letztendlich auch die Fans, die alle Jahre wieder mit Zöllnern konfrontiert werden, denen es vollkommen egal ist, für wen sie spielen. Das war früher anders, da hingen die Spieler wie Ron Pasco, Mike Stevens, Mike Rosati, Dave Tomlinson oder Stephane Richer noch am Verein. Zwei von ihnen stehen jetzt hinter der Bande, man darf Stephane Richer und Mike Rosati alles Glück wünschen. Sie sind noch neu im Geschäft, hoffentlich benehmen sich die Spieler ihnen gegenüber einigermaßen fair. Helmut de Raaf hat das Angebot, zu den Jungadlern zurückzukehren, die er nie verlassen hat auf dem Papier. Er blieb immer ihr Headcoach. Oder er kann sich umsehen nach einem anderen Job. Glücklich jene, für die er sich entscheidet. Helmut de Raaf ist ein Mann für die Zukunft, nur leider kann man das nicht überall erkennen. (Angelika von Bülow)
Quelle: Hockeyweb.de



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