Eishockey-Deutschland, 28. Februar
Vor ein paar Wochen stieß der seit Jahren als fairer Sportsmann bekannte Martin Reichel einen Linesman um und wurde dafür bis zu den Play-offs gesperrt, die Schiedsrichter hätten eine Sperre mindestens bis Ende des Jahres bevorzugt. Nun rammte der einen nicht ganz so guten Ruf genießende Tomas Martinec seinem Gegenspieler Clayton Young den Schläger mit beiden Händen unters Kinn und beschimpfte den bewusstlos auf dem Eis liegenden Gegner sogar noch. Strafmaß? Sechs Spiele Sperre. Sechs? Sechs! Bißchen wenig, oder? Aber Young hatte Martinec vorher gefoult. Na und? Es gibt keine Entschuldigung für derartige Aktionen, Selbstjustiz schon gar nicht. Fouls werden vom Schiedsrichter bestraft, sonst von niemandem. Oder wollen wir Verhältnisse wie früher in der NHL, als Fouls im Rückspiel "gerächt" wurden, indem man Schlägertypen auf den vermeintlichen Bösewicht hetzte? Tomas Martinec hatte bei Premiere immerhin noch die Gelegenheit, seinen Ruf zu verbessern und beispielsweise zu erklären, er habe in der Situation rot gesehen und eine Dummheit begangen, sorry. Dann wäre alles okay gewesen, er hätte seine sechs Spiele abgesessen und Schwamm drüber. Doch leider tischte er uns eine abenteuerliche Geschichte auf, er habe sich an die Szene gar nicht mehr erinnern können, bis er Tage später die Bilder gesehen hätte. Schade Tomas, Chance vertan. Kläglich vertan.
Man hätte Tomas Martinec allerdings noch härter als mit 6 Spielen Sperre bestrafen können, indem man ihn zum Kapitän der Hamburg Freezers gemacht hätte! Deren "Spielführer" (grauenhaftes Wort) sind bekanntlich mit einem Fluch belegt. Wer immer in dieser Saison bei den Hamburgern das "C" auf der Brust trug, verletzte sich schwer. Zuletzt hatte man das Amt schon an denjenigen abgeschoben, der sich am wenigsten wehren konnte. Rums, weg war er. Die Spieler meiden angeblich schon Geschäftsführer Boris Capla, weil der mit "C" anfängt. Sportler sind eben abergläubisch. Geht mir auch so, ich hatte mal einen Verkehrsunfall und war dabei bekleidet. Seitdem gehe ich nur noch nackt aus dem Haus und hatte nie wieder einen Unfall, weil jeder auf mich achtet. Trüge ich nur eine einzige Socke, läge ich wahrscheinlich binnen 15 Minuten unter einem Schweinetransporter. Von daher habe ich absolut Verständnis für die Hamburger Spieler. Nur: Wie löst man das Problem? Die Freezers haben sich schnell noch drei Oberliga-Spieler aus Berlin geholt. Na hoffentlich reichen die bis zum Ende der Saison als Kapitäne...
Glückwunsch nach Ingolstadt zum Gewinn des DEB-Pokals! Ein lästiges Teil, doch die Meinung darüber ändert sich schlagartig, wenn man es dann in Händen hält, gelle? Das Finale hat Sensationelles gebracht, vor allem ein Schlagschusstor von Fabian Brännström. Mensch "Schwede", dass ich das noch erleben durfte! Jetzt fehlt nur noch ein Penalty-Tor von Andreas Renz in meiner Kuriositäten-Sammlung. Und ich darf immerhin von mir behaupten, bereits drei Mal live dabei gewesen zu sein, als Torhüter Treffer erzielten, Sensationen sind mir folglich nicht fremd! Los Renzi, gib´ mir ´ne Chance!
Möglich ist bei ihm und seinen Haien bekanntlich alles, weil bei denen alles anders läuft als sonstwo in der DEL. Das wurde wieder einmal beim Lockout deutlich: Alles holte kurz vor Torschluss noch NHL-Spieler, doch der Zach Hans zog die Mundwinkel runter und verpflichtete demonstrativ einen Halb-Profi namens Marquis Mathieu aus einer franko-kanadischen Schrebergarten-Liga. Die Haie haben das wunderbar formuliert: "Sein Name war nur Eishockey-Kennern ein Begriff". Die Verpflichtung eines für uns Laien Unbekannten passt zur Philosophie der Haie, nicht auf große Namen, sondern ausschließlich auf mannschaftliche Geschlossenheit zu setzen, wobei mir auffällt, dass fast jedes Meisterteam beides hat, Stars und Teamgeist müssen keinesfalls ein Widerspruch sein. Ich frage mich nur, ob die Philosophie der Haie zu ihrem Umfeld passt, sprich: Event, Show, Kölnarena. Hey, wenn vergleichsweise kleine Klubs einen Mike York oder einen Dschäymie Längenbuannör holen können, sollte es für die Haie doch wenigstens wieder ein Jeremy Roenick sein, oder? Doug Weight hat in Frankfurt vier Tore in den ersten beiden Spielen erzielt, der Schaden seines großen Namens dürfte sich für die Lions somit in Grenzen halten. Warum klappt sowas in Köln nicht?
Vielleicht schlägt Monsieur Mathieu aber auch voll ein und dann hauen wir uns auf die Schenkel und sagen "Schaut´s, der Hans hat´s wieder allen gezeigt, der alte Fuchs!". Ich glaube nicht dran, aber ich bin ja auch kein Eishockey-Kenner, beim Namen "Mathieu" hätte ich schließlich auf eine Schlagersängerin mit Topfschnitt getippt.
Gruß vom designierten Kapitän der Hamburg Freezers Alexander Brandt
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