Lange Zeit war es still in Sachen Trainerfindung bei den Eispiraten. Selbst die ansonsten durchaus vorhandene Gerüchteküche brodelte ohne nennenswerte Erkenntnisse vor sich hin. Der Grund für die Verschwiegenheit des Vorstandes dürfte nun offensichtlich sein. Mit dem Schweden Gunnar Leidborg hatte man nicht nur einen dicken Fisch am Verhandlungstisch sitzen, sondern konnte den erfahrenen DEL-Trainer (zuletzt Hannover Scorpions) nun auch unter Vertrag nehmen.
Für einen Oberligisten ist dieser Coup mehr als beachtlich und dürfte für einiges Aufsehen im deutschen Eishockey sorgen. Doch wer ist dieser Gunnar Leidborg? Der 50jährige ehemalige schwedische Nationalspieler kann als Spieler und Trainer jede Menge Erfahrung und Erfolge in den höchsten Ligen Europas vorweisen. In Stockholm geboren, spielte er den Großteil seiner Karriere als erfolgreicher Torwart beim dortigen AIK in der Eliteserien, der höchsten schwedischen Liga. Neben zwei Meisterschaften (1982 und 1984) und 25 Länderspielen im Team der „Tre Kronors“ hält er noch heute den Vereinsrekord für die meisten Shutouts eines Keepers. In der Saison 1987/88, und mittlerweile zum EHC Lustenau nach Österreich gewechselt, legte Leidborg die Fanghandschuhe beiseite und widmete sich dem Trainergeschäft. Auch in diesem Metier lernte er schnell und machte alsbald von sich reden. Seiner ersten Station in Lustenau blieb er bis 1990 treu und wechselte danach nach Deutschland zum Schwenninger ERC in die 2.Liga. Dort wurde er in seiner zweiten Saison 1991 entlassen und sein Weg führte ihn sofort nach Augsburg. Im schwäbischen Teil Bayerns ging sein Trainerstern endgültig auf. Er führte den AEV 1994 zum Aufstieg in die damals sich gründende DEL und machte sich so in der Fugger-Stadt unsterblich. 1995 verließ er Deutschland und verdingte sich als Co-Trainer beim HC Lugano in der schweizerischen Nationalliga A. Nach zwei Jahren bei seinem Heimatverein AIK Stockholm übernahm Leidborg 1998 abermals das Kommando der Augsburger Panther und kehrte nach Deutschland zurück. Seitdem war er Jahr für Jahr mit den Stationen Augsburger Panther, Revier Löwen Oberhausen, Berlin Capitals, Kassel Huskies und Hannover Scorpions in der DEL tätig. Dabei sorgte er mit vermeintlichen Underdogs oft unter widrigsten Umständen für Furore. Pressezitate wie: "Es klingt wie das Drehbuch einer zweitklassigen deutschen Kinokomödie: Ein gemütlicher Wohnmobil-Chauffeur übernimmt ein schrottreifes Auto, motzt es mit verrosteten Teilen eines Trabis auf und gewinnt die Formel-1-WM." (Süddeutsche Zeitung 1999 über die Tabellenführung der Revier Löwen) sprechen Bände und nicht umsonst durfte er sich 2000 „Trainer des Jahres“ in der DEL nennen. Überhaupt macht der als ehrlich und direkt geltende Leidborg auch abseits vom Eis von sich Reden. So löste er zum Beispiel, als Augsburg 1999 seinen Vertrag nicht verlängerte, seinen Hausstand auf und reiste mit der gesamten Familie kurz entschlossen mit dem Wohnmobil bis zur Fertigstellung seines Hauses durch die schwedischen Wälder. Diese Geschichten, verbunden mit dem immensen Ehrfahrungsschatz machen ihm zum Typ. Seine Lebensmaxime "Ich sehe nicht die Probleme, sondern die Möglichkeiten." hat ihm dabei in seiner Trainerkarriere stets geholfen.

Nach seinem glücklosen Agieren in der vergangenen Saison an der Bande der Hannover Scorpions wurde er von diesen im November 2004 beurlaubt. Sein noch bis 2006 gültiger Vertrag wurde nun aufgelöst, so dass er sich neuen Aufgaben stellen kann. Diese heißen nun ETC Crimmitschau und das Ziel, den Wiederaufstieg in die 2.Bundesliga, hat der ruhige mit allen Wassern gewaschene Schwede fest im Blick.

quelle: http://www.etconline.de
gruß,
AustrianGiant#7