Wir sind in die Schlagzeilen geraten......
Vergeblich sucht Kassel den Ausweg aus der Krise
Nun bangt Trainer McParland um seinen Job
von Marcel Stein
Kassel/Berlin - Manchmal hilft nur noch Sarkasmus. Das müssen sich auch die Fans der Kassel Huskies gedacht haben. Sie hätten in Selbstmitleid zerfließen können beim Spiel gegen die Nürnberg Ice Tigers, das die Huskies 2:5 verloren. Doch zu viele dieser frustrierenden Momente mußten die Anhänger zuletzt erleben. Also freuten sie sich lieber mit den Nürnbergern. "So spielt man Eishockey", sangen sie.
Die Malaise beim Tabellenletzten der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) kann sich keiner so recht erklären. Als Absteiger titulieren die Fans ihre Mannschaft schon. Sogar Sitzblockaden vor den Teambus, die man sonst nur aus dem Fußball kennt, mußten die Huskies bereits über sich ergehen lassen.
Trainer Mike McParland ist ratlos. "So bald das Spiel anfängt, können wir das Tempo des Gegners nicht mehr mitgehen. Wir spielen mit weniger Tempo, als wir trainieren", sagt der Kanadier verzweifelt. "Die Spieler sind alle sehr nervös. Wenn die Zuschauer dann noch so reagieren, werden sie noch nervöser."
Sicher wäre die Lage in Kassel entspannter, wenn die Mannschaft von vornherein als schwach eingestuft worden wäre. Die Enttäuschung wäre einfach nicht so groß gewesen. Doch erwarteten alle bei den Huskies, daß nach dem mit Platz elf indiskutablen Vorjahr nun alles besser würde.
Anzeichen dafür gab es einige. Der 46jährige McParland, der Mitte der Vorsaison Axel Kammerer abgelöst hatte, krempelte die Huskies gründlich um. Jahrelang wurde unter dem früheren Trainer Hans Zach vor allem die Defensivabteilung gehegt und gepflegt. Zachs Nachfolger Gunnar Leidborg konnte daran nichts ändern. Er war nur als Zwischenlösung vorgesehen und mußte trotz seines Erfolges Zachs langjährigem Assistenten Kammerer Platz machen.
Manager Joe Gibbs bereut das mitunter. "Es war damals keine Entscheidung gegen Gunnar, sie stand einfach früh fest. Aber hinterher ist man oft schlauer", sagt der Kanadier. Mit McParland aber glaubte er dann, den richtigen Mann für einen großen Umschwung gefunden zu haben.
Im großen Stil kauften die Kasseler vermeintlich starke Stürmer ein. Mit Dany Bousquet wurde der beste DEL-Torschütze der Vorsaison verpflichtet. "Wir wollen jetzt schnell spielen", gab Gibbs als Ziel aus. Aus den Defensivkünstlern sollte ein Offensivteam werden.
Anfangs wurden die Huskies für ihr Vorhaben mit Lob überhäuft. Sogar das beste Saisonergebnis der Klubgeschichte trauten die Experten den Kasselern zu. Inzwischen dürften die Fans wieder nach Zach'schen Zeiten sehnen. Da war der Klub dreimal hintereinander im Halbfinale. "Wir haben ja offensiv gespielt", sagt McParland, "das bringt schon was."
Nur was? Kassel hat mit nur 37 Treffern die schlechteste Torausbeute der DEL, Nürnberg hat als bestes Team 68 Mal getroffen. "Ich verstehe das auch nicht bei unseren Angreifern", sagt der Trainer. Auswärts gab es schon seit vier Spielen kein Tor mehr zu bejubeln - DEL-Rekord. Mit sieben Niederlagen in Folge stellten die Huskies auch einen Vereinsrekord auf. Zudem sind sie im Unterzahlspiel das schwächste Team der Liga. In 89 Situationen kassierten sie 24 Treffer. Das ergibt eine Quote von 73,03 Prozent, Spitzenreiter Hamburg liegt bei 89,13 Prozent.
Inzwischen versucht McParland sogar, wieder defensiver spielen zu lassen. Aber auch das hilft nicht. Obwohl man mit Nick Schultz sogar einen NHL-Profi im Kader hat, der wegen des Arbeitskampfes in Nordamerika in der DEL spielt. Doch der ist außer Form - wie so viele im Team. "Uns fehlt das Vertrauen. Freude und Spaß am Spiel müssen wiederkommen", sagt der Trainer. Selbst die kurzfristige Verpflichtung des NHL-erfahrenen Torhüters Corey Hirsch für den verletzten Joaquin Gage brachte nicht den erhofften Impuls. Zuletzt tauschten die Huskies Stürmer Alexander Serikow und erhielten dafür Peter Abstreiter aus Hannover.
Die Lösung der Kasseler Probleme wird wohl auch dieser Wechsel nicht sein können. Weitere personelle Reaktionen sind nun nicht mehr möglich, da bereits alle Ausländerlizenzen vergeben sind. Zwar schloß Manager Gibbs kürzlich noch einen Trainerwechsel aus. "Aber die Gefahr wird größer", weiß Mike McParland.
http://www.welt.de
***Von wohl siebzig Religionen hör ich, Das es sie auf Erden gibt; Doch wahre Religion ist die nur, Daß der Mensch den Menschen liebt. Omar Khayyam 1048-1124 n.Chr. Neshapur;Iranischer Philosoph, Mathematiker und Dichter***
***Humanität ist streitbar von Beruf, was nicht hindert, das Friedlichkeit ihr Wesen ist. Heinrich Heine***
*** Gewalt ist die letzte Zuflucht des Unfähigen.
Isaac Asimov***
***Kaum zu glauben - Mein Eishockey-Gott ist immer noch BRENT TULLY***